Die Pfadfinderstufe

Mädchen und Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren können Mitglied der Pfadfinderstufe werden. Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder treffen sich im Trupp - der Großgruppe - und in Runden - den Kleingruppen.

Lebenswelten
Im Pfadfinderalter entdecken die Jungen und Mädchen zunehmend ihre Einzigartigkeit, entwickeln ihr Selbstbewusstsein und streben nach Unabhängigkeit gegenüber Erwachsenen.

Ziele und Inhalte der Pfadfinderstufe
Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder geben und erfahren im Trupp Rückhalt und Vertrauen. Auf dieser Basis können sie sich ausprobieren und dabei Wagnisse eingehen sowie Grenzerfahrungen machen. "Wagt es" und die "Frankfurter Erklärung" bieten ihnen und ihren Leiterinnen und Leitern dabei eine Orientierung und ermöglichen die Entwicklung einer altersgemäßen Grundhaltung.

Leitungsverständnis der Pfadfinderstufe
Erwachsene Frauen und Männer leiten gemeinsam im Team ihren Pfadfindertrupp. Durch das Leiten im Team ist es möglich, Vorbild zu sein im konstruktiven Umgang verschiedener Persönlichkeiten und Geschlechter miteinander. Leiterinnen und Leiter sind sich ihrer Rolle und ihres Vorbildcharakters als Frau und Mann bewusst. Sie sind dafür verantwortlich, dass der Trupp grundsätzlich handlungsfähig ist und verstehen sich als Impulsgebende für gemeinsames Handeln im Trupp, indem sie Anstöße geben, Werte hinterfragen, Interessen wecken und die Truppmitglieder ernst nehmen. Ziel muss es sein, dass der Trupp zum Handeln kommt.
Die Leitungskräfte schaffen Freiräume für die Auseinandersetzung mit Werten, für spirituelle Erfahrungen und helfen den Truppmitgliedern sich auch intensiver mit ihrer Suche nach einem übergeordneten Sinn zu beschäftigen.

Methoden und Strukturen der Pfadfinderstufe
Die pfadfinderische Methode mit ihren vier Elementen findet in der Pfadfinderstufe ihre altersgemäße Ausprägung.

  1. Für "attraktive Programme" steht das Zusammenspiel von Hikes und Zeltlagern, Projekten und anderen Aktivitäten im Gruppenalltag.
  2. Learning by doing: die Reflexion des gemeinsamen Handelns in der Runde oder im Trupp ermöglicht ein Lernen durch Erfahrung.
  3. Gesetz und Versprechen: Die Prinzipien, Grundorientierungen und Handlungsfelder des Verbandes und das Gesetz der Pfadfinderinnen und Pfadfinder dienen zur Auseinandersetzung mit den persönlichen und pfadfinderischen Werten.
  4. Groß- und Kleingruppe: Der Trupp ist der entscheidende Handlungsraum in der Pfadfinderstufe. Er setzt sich aus mehreren Runden mit jeweils fünf bis neun Mitgliedern zusammen.


Formen der Mitbestimmung
Die Mitglieder jeder Runde wählen einen Sprecher bzw. eine Sprecherin. Diese vertreten die Runde im Trupprat und bei anderen Angelegenheiten. Den Trupprat bilden die Rundensprecherinnen und Rundensprecher, gegebenenfalls zusätzlich ein wechselndes Mitglied jeder Runde sowie bis zu zwei Mitglieder des Leitungsteams. Zur Truppversammlung gehören alle Mitglieder des Trupps einschließlich des Leitungsteams. In der Vollversammlung können Pfadfinderinnen und Pfadfinder über den Stamm hinaus mitbestimmen.

Auszug aus: Ordnung der DPSG, Neuss 2006


 

WAGT ES - Orientierung der Pfadfinderstufe



Wag es, das Leben zu lieben!
Du selbst bist verantwortlich für dein Leben. Für dein Leben schreibst du das Drehbuch. Glaube an deine Träume und lebe sie. Du bist ein Original und keine Kopie. Sei ehrlich zu dir selbst und in deinem Handeln. Entwickle deine Stärken weiter und arbeite an deinen Schwächen. Achte auf deinen Körper und deine Gefühle. Erkenne und respektiere dabei deine Grenzen und die Grenzen anderer.

Wag es, nach dem Sinn deines Lebens zu suchen!
Mach dich auf den Weg, deinen Glauben an Gott und den Sinn deines Lebens zu finden. Lass die anderen teilhaben an deinen Überzeugungen, aber auch an deinen Zweifeln. Dann bist du auf deiner Suche nie allein.

Wag es, deinen eigenen Lebensstil zu finden!
Nutze deine Freiheit, dich auszuprobieren und finde deinen persönlichen Stil. Du wirst schnell merken, was dir gefällt und zu dir passt. Hab den Mut, du selbst zu sein und vereinfache deine Ansprüche. Prüfe selbst und entscheide, was du wirklich brauchst.

Wag es, deine Augen aufzumachen!
Wir leben gemeinsam auf der Welt. Nimm Ungerechtigkeit und Intoleranz wahr und nenn sie beim Namen. Beschäftige dich mit dem, was im Leben um dich herum und in der Welt geschieht und hab einen Blick dafür, wo Hilfe nötig ist. Frage lieber einmal mehr als einmal zu wenig, warum etwas so ist, wie es ist. Wenn dir etwas nicht gefällt, dann versuche es zu ändern.

Wag es, deine Meinung zu vertreten!
Trau dich, deinen Mund aufzumachen und zu deiner Meinung zu stehen. Wenn du den Mut findest, wirst du merken, dass du es kannst. Lerne deine Kritik so zu formulieren, dass du andere dadurch nicht verletzt. Nimm die Kritik anderer an und denke über dein eigenes Verhalten nach. Entscheide dann, ob du etwas an dir ändern möchtest.

Wag es, den nächsten Schritt zu tun!
Wage Risiko und Abenteuer. Hab keine Angst einen Fehler zu machen. Überwinde dein Bedürfnis, nach Sicherheit und Perfektion zu streben. Suche nach neuen Wegen und Möglichkeiten. Nimm Schwierigkeiten als Herausforderung an und lerne, mit Rückschlägen fertig zu werden.

Wag es, dein Leben aktiv zu gestalten!
Mach deine eigenen Pläne. Tue bewusst, was du tust. Eigeninitiative und Kreativität machen dich zu einem einmaligen Menschen. Es ist immer besser selbst etwas zu tun als nur rumzusitzen und zuzuschauen. Wenn Du selbst aktiv wirst, findest du auch Unterstützung.

Wag es, dich für die Natur einzusetzen!
Mach dich auf, die Vielfalt und Schönheit der Natur kennen zu lernen. Sie ist Teil der Schöpfung. Nutze die Chancen, die dir die Natur an Erlebnissen und Erholung bietet. Lerne so umweltbewusst zu leben, dass alle, die nach dir kommen, die gleiche Vielfalt und Schönheit erleben können wie du. Trete öffentlich und aktiv für den Erhalt der Schöpfung ein.

 

Wag es, dich für Gerechtigkeit einzusetzen! 
Sei dir über die Welt in der du lebst bewusst und behalte dein Umfeld im Blick. Gestalte es so, dass alle daran teilhaben können und nicht benachteiligt werden. Sei wachsam, informiere dich und finde Wege, dich als Pfadfinder für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.

 

„Wag es“ ist kein starres Gesetz. „Wag es“ soll dir für dein Leben Orientierung bieten. Auf deinem Weg wirst du Erfolge und Rückschläge erleben. Glaube an dich, lasse dich nicht entmutigen und vertraue auf Gott. Dein Trupp und dein Leitungsteam geben dir den nötigen Rückhalt. Wag es!

 


 

Die Frankfurter Erklärung*



Pfadfindersein ist eine Lebenseinstellung - durch Pfadfindersein prägen wir unser Leben.

Freundschaft ist für uns und jeden von großer Bedeutung. Wir wollen neue Bekanntschaften schließen und unsere Freundschaften festigen. Ehrlichkeit ermöglicht uns dies. Durch die Pfadfinder lernen wir neue Menschen kennen und schließen internationale Kontakte. Ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Leitern und Pfadfindern ist uns auch wichtig.
Gemeinschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl heißt Rückhalt haben und geben. In jeder Situation wollen wir zusammenhalten und einander vertrauen. Durch die Gemeinschaft im Trupp erhalten wir eine gute Atmosphäre. Gemeinsam mit vielen Pfadis können wir etwas bewegen, um unsere Ziele zu verwirklichen. Dazu brauchen wir keinen Erfolgs- und Gruppenzwang. Wir wollen auch Dinge wagen, die unsicher sind.
Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen eingeschränkt wird! Wir wollen Selbständigkeit und mehr Unabhängigkeit von den Eltern erleben. In unserem Trupp können wir viel ausprobieren, was Einzelnen nicht möglich ist.
Verantwortung übernehmen wir für uns und unsere Mitmenschen bei den Pfadfindern. Indem wir bei Themen, die uns betreffen, mitentscheiden, fördern wir unser Verantwortungsgefühl.
Aktionen - wir wollen zusammen viel unternehmen: Zeltlager und Hikes, bei denen wir die Natur kennen lernen und erleben. Bei Großveranstaltungen und Planungs- und Entwicklungstreffen treten wir für unsere Interessen aktiv ein. So gestalten wir unsere Zeit sinnvoll und sammeln wertvolle Erfahrungen.
Toleranz ist die Basis einer funktionierenden Gesellschaft. Offen und neugierig gehen wir auf andere zu und versuchen sie zu integrieren. Probleme diskutieren wir, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Wenn es sein muss, weichen wir auch Streit nicht aus, setzen aber alles daran, uns wieder zu versöhnen.
Wir wollen Spaß haben bei allem, was wir tun, und unsere Lebensfreude mit anderen teilen. Zusammen lachen können, mit Freunden etwas erleben, woran man sich noch Jahre später erinnert.
Mit diesen Punkten identifizieren wir uns mit der Pfadfinderei, die für uns etwas ganz Besonderes ist und die aus uns etwas ganz Besonderes macht.


* Auf der Vollversammlung der Pfadfinderstufe verabschiedeten die 210 Sprecherinnen und Sprechern der Trupps im September 2000 in der Paulskirche die Frankfurter Erklärung. In ihr fassten sie ihre Lebenseinstellung als Pfadfinderinnen und Pfadfinder zusammen und formulierten Ansprüche an sich selbst.

Zuletzt aktualisiert am Montag, 16. September 2019 12:49